 Die Loretokapelle in Binsdorf ist die zweitälteste Loretokapelle in Baden-Württemberg. Diese Kapelle hat für das katholische Habsburg eine besondere politische Bedeutung, da sie in relativer Nähe zum protestantischen Umland steht.
Die Loretokapelle in Binsdorf ist die zweitälteste Loretokapelle in Baden-Württemberg. Diese Kapelle hat für das katholische Habsburg eine besondere politische Bedeutung, da sie in relativer Nähe zum protestantischen Umland steht.
Kaspar Seger ist Flurschütz von Gruol und hat einen dortigen Bauernsohn wegen einer Liebesgeschichte fälschlich des Diebstahls einer Zehntgabe bezichtigt. Der Bauernsohn wird zu langer Kerkerhaft verurteilt. In Haigerloch sitzt er ein und stirbt in Haft. Als Kaspar Seger davon erfährt, bedauert er seine Anschuldigungen und bekennt die Schuld einem Priester. Der Beichtvater versagt ihm die Lossprechung. Daraufhin pilgert Kaspar Seger nach Rom und beichtet beim Papst. Dieser erteilt ihm die Absolution. Als Buße soll er ein Kirchlein in seiner Heimat bauen und das Geld dafür von eigener Hand erbetteln. Kaspar Seger kehrt in die Heimat zurück, jedoch wird ihm von der Gemeinde Gruol kein Grundstück zur Verfügung gestellt.
Kaspar Seger ist Zehntgänger und Waldschütz in Gruol. Er ist nicht sehr beliebt, vermutlich weil er die herrschaftlichen Forderungen durchsetzen muss. Ab 1621 steht Kaspar Seger mehrmals wegen verschiedener Delikte, wegen Beleidigung des Obervogt und des Stadtgerichtes Haigerloch und wegen doppelten Ehebruchs vor Gericht. Er verbringt längere Zeit im Haigerlocher Gefängnis. Sein Vermögen wird von den zollerischen Behörden eingezogen und auch nicht für einen Kapellenbau freigegeben.
Tatsächlich hat Kaspar Seger 1623/24 bis 1626 eine Pilgerreise unternommen und dabei den Wallfahrtsort Loreto, südlich von Ancona an der Adriaküste in Italien, kennen gelernt.
1626 versucht Kaspar Seger in Gruol ein Grundstück für den Bau einer Kapelle zu bekommen. Das wird abgelehnt und so wendet er sich mit dem Anliegen an Binsdorf. Bürgermeister, Gericht und Rat der Stadt Binsdorf überlassen Kaspar Seger nach anfänglichem Misstrauen ein Grundstück auf dem Kesselberg in Nähe zur Gemarkungsgrenze Gruol und erlauben dort den Bau einer Kapelle.
Im gleichen Jahr beginnt Kaspar Seger mit dem Bau der Kapelle nach dem Bauplan des Originals. Um den Bau umsetzen zu können sammelt er an Kirchentüren kleinere Beträge und er bekommt auch größere Stiftungen.
 1627 wird der Bau fertiggestellt. Karl von Hohenberg aus Geislingen, Obervogt der schwäbisch-österreichischen Herrschaft Oberndorf, stiftet die Glocke.
1627 wird der Bau fertiggestellt. Karl von Hohenberg aus Geislingen, Obervogt der schwäbisch-österreichischen Herrschaft Oberndorf, stiftet die Glocke.
Am 22.07.1627 bekommt Kaspar Seger ein Aufenthaltsrecht in Binsdorf und das Recht, das Bruderhaus neben der Kapelle auf Lebenszeit zu bewohnen.
Das erste Hochamt wird am 22.07.1628 in der Kapelle gehalten, obwohl die Kapelle zu dieser Zeit noch nicht geweiht ist. Die Weihe der Kapelle erfolgt erst im Jahr 1655.
Am 14.08.1661 wird der Dachstuhl der Kapelle durch einen Brand zerstört, jedoch unmittelbar danach wieder aufgebaut.
 Eine Karte aus dem Jahr 1702, die heute im Kriegsarchiv in Wien lagert, zeigt neben „Benzendorf“ (Binsdorf) und Bubenhofen auch „St. Loretto“. Die Kapelle ist für das katholische Österreich nicht ganz unbedeutend, da sie von fast ausschließlich protestantischem Gebiet umgeben ist.
Eine Karte aus dem Jahr 1702, die heute im Kriegsarchiv in Wien lagert, zeigt neben „Benzendorf“ (Binsdorf) und Bubenhofen auch „St. Loretto“. Die Kapelle ist für das katholische Österreich nicht ganz unbedeutend, da sie von fast ausschließlich protestantischem Gebiet umgeben ist.
1737 übernimmt Pfarrer Franz Schwenk den Kreuzweg von St. Luzen (Hechingen). Der Kreuzweg besteht aus 8 Stationen.
Im Jahr 1849 wird die Kapelle erneuert und in der Zeit von 1875 bis 1879 wird der heutige Kreuzweg gebaut.
Bereits im Jahr 1891 wird ein „Loretoverein“ gegründet, der sich um die Loretokapelle kümmert. Durch die Inflation wird das Geldvermögen des Vereins vernichtet und der Verein hört auf zu existieren.


1950 wird eine Erneuerung der Kapelle vorgenommen.
Am 21.10.1997 findet die Gründungsversammlung des „Förderverein Loretokapelle Binsdorf e.V.“ statt. Dieser Förderverein führt in den Jahren 1997 bis 2000 eine umfangreiche Sanierung der Kapelle durch.
 Die Geschichte der Loretokapelle wird im Jahr 2001 in einem Buch aufgearbeitet.
Die Geschichte der Loretokapelle wird im Jahr 2001 in einem Buch aufgearbeitet.
Hans-Jürgen Weger
Quellen: Stadt Binsdorf, Sonderdruck aus „Der Landkreis Balingen“, Amtliche Kreisbeschreibung, Band II, 1961, S. 12-13 Der Landkreis Balingen, Amtliche Kreisbeschreibung, Band 2, Balingen 1961, S. 110-111 Zehnder/Zekorn, Die Loretokapelle bei Binsdorf, Eine der ältesten Loretokapellen im deutschen Südwesten, 2001, S. 13-20, S. 28, S. 39-43, S. 51-56, S. 63, S. 68, S. 70
